Afra Kane

 

Afra Kane, Gewinnerin des Montreux Jazz Talent Award 2019, ist eine italienische Pianistin, Singer-Songwriterin und Komponistin mit einer immensen Bandbreite an musikalischen und kulturellen Einflüssen.


Die Neue Züricher Zeitung schreibt über Afra Kane:

 

„Afra Kane lässt sich in keine Schublade pressen. Die Pianistin und Sängerin ist als Kind nigerianischer Eltern in Italien aufgewachsen. Studiert hat sie in Wales und in Genf. Auf innovative Weise verbindet sie Jazz und Soul.

 

Die Wege der Musik sind oft unergründlich. So kann Afra Kane nicht wirklich erklären, warum sie als Mädchen bei Chopin hängenblieb und nicht etwa bei Eros Ramazzotti oder italienischem Hip-Hop. Diese kindliche Vorliebe schickte sie auf eine einzigartige musikalische Reise, deren Ausgang noch in den Sternen steht. Einen Meilenstein passierte sie im vergangenen Herbst. Eine Jury, der unter anderen Stanley Clarke, Chilly Gonzales und Chucho Valdés angehörten, sprach ihr den Solopreis bei den «Montreux Jazz Talent Awards» zu. Dabei entsprach schon die Formation, mit der die Pianistin und Sängerin zum Wettbewerb antrat, nicht den Konventionen. Statt in der üblichen Jazz-Trio-Besetzung von Klavier, Schlagzeug und Bass aufzutreten, liess sie sich von Cello und Geige begleiten. «Die Idee, meine jazzige Soulmusik für ein klassisches Klavier-Trio zu arrangieren und im Rahmen eines Jazz-Wettbewerbes zu präsentieren, gefiel mir», sagt sie. «Es war eine Herausforderung, ohne Drums zu spielen. Dafür genoss ich als Pianistin mehr Freiheiten.»

 

Es begann alles damit, dass Afras Mutter bei den Gesängen in der Kirche das Klavier vermisste. Sie schickte die neunjährige Tochter in den Unterricht und hoffte, dass diese in die Rolle der Kirchenpianistin hineinwachsen würde. Afra wurde im norditalienischen Vicenza geboren, ihre Eltern aber stammten aus einer christlichen Gegend in Nigeria.

 

So lernte Afra im Unterricht europäisch geprägte Harmonien kennen, wuchs aber dank den Eltern auch mit der Musik aus deren afrikanischer Heimat auf. Allerdings bekam sie weniger die auch in Europa bekannten Stars wie Fela Kuti, King Sunny Adé oder Majek Fashek zu hören als den Afro-Gospel, einen perkussionsbetonten Stil mit konsequent durchgezogener Clave und euphorischen Frage-/Antwort-Gesängen, die gut und gern eine halbe Stunde dauern können.

 

Das Klavier gefiel Afra so gut, dass sie eine Schule wählte, die es ihr erlaubte, am Nachmittag das Konservatorium zu besuchen. Das Konservatorium sei ihre zweite Familie geworden, sagt sie: «Ich war die einzige schwarze Schülerin. Aber meine Erfahrungen waren sehr positiv. Noch heute besuche ich meine Lehrer, wenn ich in der Stadt bin.» Eine Freundin hatte sie inzwischen mit den Freuden von Motown, Marvin Gaye, Etta James und Aretha Franklin vertraut gemacht. Es sei eine perfekte Kombination gewesen: «In der klassischen Musik war alles auf perfektionistische Interpretation ausgerichtet. Beim Singen von Soul konnte ich dagegen meine Gefühle ausdrücken, ohne mich irgendwie um die Technik kümmern zu müssen.»

 

Weniger vergnüglich verlief der Versuch, das Studium im walisischen Cardiff weiterzuführen. Afra vermisste bei den Mitstudenten die Leidenschaft: «Sie übten sechs Stunden lang, und nachher war ihnen die Musik egal», berichtet sie. Gleichzeitig habe man genaue Vorstellungen gehabt, wie eine Karriere zu verlaufen habe. Sie gehörte einer Cover-Band an, die Motown-Stücke kredenzte. An ihren eigenen Songs war niemand interessiert: «Es hiess, ich müsse erst meine Sporen als Entertainerin abverdienen, anders gehe es nicht.»

 

Sie kehrte der Insel den Rücken und landete über das Erasmus-Programm an der Haute Ecole de Musique de Genève, wo sie schliesslich promovierte. Es sei ironisch, meint sie: In England habe man ihr immer wieder gesagt, sie müsse nach London ziehen, um ihre Möglichkeiten ausschöpfen zu können, in der Schweiz gehe das nie. «Dabei fand ich gerade in der Schweiz sehr schnell flexible Musiker, die gern mit mir spielten und die meine Musik zu schätzen wussten. Das gab mir Selbstvertrauen. Ich erkannte, dass ich mich nicht in eine Schublade zwängen lassen musste. Ich konnte die Musikerin sein, die ich sein wollte.»

 

Man kann getrost behaupten, dass niemand sonst mit einer auch nur annähernd ähnlichen Palette von Einflüssen ausgestattet ist. Nebst Chopin nennt Afra Kane Debussy, Ravel, Bartók und Skrjabin als Stützpfeiler ihrer Muse. Besonders nahe liege ihr indes das Klavierkonzert Nr. 2 von Camille Saint-Saëns, «ein Lebenswerk, sich mit diesem Stück zu befassen», sagt sie. Des Weiteren nennt sie Keith Jarrett und Oscar Peterson als Inspirationsquellen, dazu den brasilianischen Komponisten Hermeto Pascoal und quasi als Joker die experimentelle Komponistin Sofia Gubaidulina sowie Nikolai Kapustin, dessen Kompositionen mit einem Bein im Jazz stehen.

 

«Aber», so stellt sie fest, «man kann von jemandem beeinflusst sein und doch ganz anders klingen.» Alle ihre Lieder seien im Kern autobiografisch: «Jedes Lied beginnt mit einem Erlebnis. Ich schreibe Lieder, um damit meine Erfahrungen und meine Stimmung zu verarbeiten.» Auf die im vergangenen Herbst veröffentlichte EP «Scorpio» hat sie soeben die Single «Mouth Shut» folgen lassen. «Manchmal bekomme ich zu hören, es sei nicht ‹schwarz›, klassische Musik zu spielen», sagt sie. «Dann wieder heisst es: ‹Typisch schwarz, die Art und Weise wie du tanzen kannst.› Dabei bin ich bloss ein Mensch. Wie alle anderen Menschen vereine ich verschiedene Identi­täten in mir. Mein Song ist ein Plädoyer dafür, dass man aufhört, Hautfarbe mit Stereotypen zu verbinden.»


Neue Züricher Zeitung, am 19.06.2022: https://www.nzz.ch/themen-dossiers/festival-da-jazz/afra-kane-laesst-sich-in-keine-schublade-pressen-ld.1562250

 

 

Website: Afrakane.com

 

Social

Fb: https://www.facebook.com/afrakane.music
IG: https://www.instagram.com/afrakane
YouTube: https://www.youtube.com/c/AfraKane
Twitter: https://twitter.com/AfraKane

 

 

Ancient Greeks

Mouth Shut

Live

On Tour

04.10.2023 D-Fürstenfeldbruck Kloster Forum
05.10.2023 D-Pullach Bürgerhaus
18.04.2024 CH-La Chaux de Fonds Theatre

Photos

 

Wenn Sie die Vorschaubilder in der Lightbox öffnen, steht Ihnen dort links unter dem Bild ein Downlink zur Datei in Druckauflösung zur Verfügung! Photo Credits: Anoush Abrar.

Veröffentlichung honorarfrei