Tord Gustavsen Trio – Photo: Caterina di Perri
Neues Album
Tord Gustavsen Trio
Seeing
ECM 2820
Mit Seeing schlägt Tord Gustavsen ein neues, komplexes Kapitel in seiner Reihe gefeierter Trioaufnahmen auf, die er 2003 mit dem heute als Klassiker geltenden Album Changing Places begonnen hat. Die neue Aufnahme mit ihren kompakten, konzentrierten Liedformen „spiegelt meine persönliche Entwicklung wider, ich werde älter und konzentriere mich mehr und mehr auf das Wesentliche im Leben und in der Musik“, sagt der norwegische Pianist. Mit fünf Eigenkompositionen, zwei Choräle von Johann Sebastian Bach, einem traditionellen norwegischen Hymnus sowie dem englischen Kirchenlied „Nearer My God, to Thee“ aus dem 19. Jahrhundert taucht Tord zusammen mit seinem langjährigen Wegbegleiter Jarle Vespestad am Schlagzeug und Steinar Raknes am Kontrabass tief in seine unverwechselbare Mischung aus Jazz, Blues, Gospel, skandinavischer Volks- und Kirchenmusik ein. „Die Melodien wertschätzend“, wie Tord es ausdrückt, schöpft das Zusammenspiel der Gruppe Kraft aus der Zurückhaltung und baut die Musik geduldig auf ihre Höhepunkte hin auf, während Gustavsen, ein wahrer Meister des Trio-Formats, das Ganze mit seinem feinen Anschlag und seiner ganz speziellen subtilen Gospel-Glut prägt.
Für die veränderte Ausdrucksweise auf Opening, mag es mehrere Gründe geben – der Besetzungswechsel gehört sicherlich dazu. Bassist Steinar Raknes sorgt für einen standhaften Kontrapunkt in der Musik. “Er ist ein aufgeschlossener Bassist, der einerseits im Mittelpunkt stehen kann, aber auch ein unglaublich unterstützender und bescheidener Begleiter ist, so dass er sehr wendig zwischen Hintergrund-, Kollektiv- und Solistenrollen wechselt.” Als ideales Gegengewicht zu den changierenden Basslinien fungiert Jarles perkussive Meditation als vermittelndes Medium, das seine Mitmusiker durch abwechselnd linear getaktete Sequenzen und Rubatopassagen führt.
Auf dieser Aufnahme verweilt Tord mehr denn je auf mikroskopischen Fragmenten, kurzen Akkordketten und spärlichen Andeutungen von Motiven und entwickelt das Material geduldig weiter: “Das habe ich in Solokonzerten in letzter Zeit oft gemacht. Themen aus der Dunkelheit einfach auftauchen lassen, bevor sie fast unbemerkt in die schattige Unterströmung wieder abtauchen…”
Tord Gustavsen (p, electronics)
Steinar Raknes (b, electronics)
Jarle Vespestad (dr)
Tord Gustavsen featuring Simin Tander
Der norwegische Pianist Tord Gustavsen und sein langjähriger Weggefährte Jarle Vespestad am Schlagzeug treffen auf die deutsch-afghanische Künstlerin Simin Tander. Die in Köln lebende Sängerin lehnte einen Pop-Plattenvertrag ab, weil er zu viel Kommerz und zu wenig Seele bedeutete, studierte stattdessen Jazzgesang und gilt heute zu Recht als aufgehender Stern am europäischen Jazz- und Weltmusikhimmel.
Der Wunsch einer Zusammenarbeit entstand beim ersten Aufeinandertreffen 2014. Dank beidseitig geteilter Begeisterung und Wertschätzung entwickelte sich neben Gustavsens Quartett diese Formation schnell zu einem neuen Trio Projekt. Der sensible Pianist verlässt hier zum ersten Mal seine Komfortzone und erweitert diese durch subtile Samples und Live-Synthies zu teils tief elektronischen Klanglandschaften, trotzdem mit dem akustischen Klavier im Zentrum. Dazu die warme lebhafte Stimme der begnadeten Jazz-Vokalistin, die diesem Spiel eine neue körperliche Qualität verleiht.
In Zusammenarbeit mit dem afghanischen Poeten B. Hamsaaya übersetzten und interpretierten die beiden die Texte einiger traditioneller norwegischer Hymnen und Volkslieder auf Paschtu, der Sprache der Afghanen, der Sprache von Simin Tanders Vater. Durch den gemeinsamen Prozess der Übersetzung und Interpretation, der intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und Herkunft, mit verschiedenen Kulturen und Religionen, entstand ein ganz besonderer Kanon an Texten und Musik mit hoher Spiritualität, ohne jemals die zugrunde liegenden Wurzeln zu verstecken.
In engem musikalischem Dialog mit den alten norwegischen Hymnen, bietet das Trio auch neue Kompositionen aus Gustavsens Feder, Sufi Dichtkunst ins Englische übersetzt sowie rein instrumentale Stücke. Das neue Material gibt Zeugnis über Gustavsens und Tanders gemeinsame Leidenschaft für ein grundlegendes Zusammenspiel von Tradition und Herkunft und sich daraus entwickelnder Freiheit – in Musik und kultureller Identität.
Line Up
Tord Gustavsen (p)
Jarle Vespesat (dr)
Simin Tander (voc)
On Tour
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